Wie die Butter aufs Brot …

Aktuelle Diskussion rund um den Hanfverkauf – aus der Sicht eines Produzenten und eines Verkäufers – und welche Rolle Trafikanten dabei spielen.

Hanf ist die älteste Kulturpflanze, die nur wegen einer Geldgier von Wirtschaftstreibenden im letzten Jahrhundert verboten wurde. Es ist gut und richtig, dass jetzt die Menschen wieder Zugang zu dieser Pflanze haben“, sagt Günter Herneth, der einen steirischen Familienbetrieb leitet mit Fokus auf biologischen Pflanzenanbau. Gemüse und Blumen sind schon lange Teil des Unternehmens, seit knapp eineinhalb Jahren auch Cannabis. Herneth setzt nach: „Bis jetzt rentiert sich die Cannabisproduktion nicht, aber ich sehe im Hanf und den vielen Möglichkeiten, was diese Pflanze zu bieten hat, eine sehr große Zukunft.“

THC und CBD
Diese Zukunft begründet der Pflanzenexperte mit: „ Für mich gleicht die CBDBlüte einem alkoholfreien Bier. Viele lieben den Geschmack und den Geruch, aber sie wollen keinesfalls einen Rausch von THC.“ Zwei Begriffe sind hier drinnen: THC (Tetrahydrocannabinol), das ist jener berauschende Wirkstoff, der im 20. Jahrhundert zum Verbot von Cannabis geführt hat. In Österreich liegt der aktuell erlaubte Grenzwert bei 0,3 Prozent. THC in höherer Konzentration kann Panik und Angst, vor allem aber auch Psychosen auslösen. Auf der anderen Seite steht der quasi „gute“ Wirkstoff CBD (Cannabidiol). Dieser kann schmerzlindernd, entzündungshemmend, ja sogar schlaffördernd wirken. Außerdem werden CBD antiepileptische und antischizophrene Eigenschaften ohne dämpfende Nebenwirkungen nachgesagt. Wobei einige medizinische Experten dem entgegenwirken und der Meinung sind, dass die im Geschäft legal erhältlichen getrockneten Blüten harmlos sind und gar keine Wirkung haben. Um einen positiven Effekt für die Gesundheit zu erzielen, müsse man mehrere hundert Milligramm Cannabidiol zu sich nehmen, das sei mit den gängigen Blüten oder Ölen aber kaum zu erzielen, so der Tenor einiger Skeptiker. Herneth sieht das klar anders: „Der Hanf ist durch sein CBD die beste Heilpflanze, die uns die Natur gegeben hat.“

Hanfprodukte aus dem Hanfshop

Juri Scotland (Molekularbiologe) und Sofie Sagmeister (Kommunikation und PR), zwei der drei Gründer der Magu CBD GmbH, inmitten der Hanfpflanzen und umgeben von einem Teil des Produktportfolios © Severin Koller
Juri Scotland (Molekularbiologe) und Sofie
Sagmeister (Kommunikation und PR), zwei der
drei Gründer der Magu CBD GmbH, inmitten der
Hanfpflanzen und umgeben von einem Teil des
Produktportfolios © Severin Koller

Dieses Credo – Hanf als Heilpflanze – haben sich auch sämtliche Grow-Shops, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, auf ihre Fahnen geschrieben. Zu diesen Shops zählt Magu CBD, mit Standort in Wien-Neubau, wo eben schon der Wirkstoff im Namen genannt wird. „CBD hat laut WHO ein besonders gutes Sicherheitsprofil. Dem entsprechend geht der Trend hin zu einem pflanzlichen, schnell nachwachsenden Rohstoff“, so Sofie Sagmeister, Kommunikationsleiterin Magu CBD. Und der Molekularbiologe von Magu CBD, Juri Scotland, ergänzt: „Im August 2017 schlossen wir unser ‚Krautfunding‘ für eine eigene CBD-Blüten-Produktionsanlage erfolgreich ab. Die Pflanzen gedeihen prächtig, die Werte stimmen und die ersten eigenen Blüten sind mittlerweile sogar schon fast ausverkauft.“ Das Unternehmen vertreibt CBDÖle. Diese beinhalten ein Vollextrakt der Hanfpflanze. „Durch die Kombination der einzelnen Bestandteile des Hanfs, wie etwa Cannabinoide, Terpene und Flavonoide, entsteht ein wichtiges Zusammenspiel, das im Gegensatz zu purem CBD-Reinstoff ein breiteres Wirkungsprofil aufzeigt. In der Wissenschaft wird dieses Phänomen Entourage-Effekt genannt“, führt Scotland weiter aus. Noch stolzer ist das Unternehmen aber auf eine eigene Entwicklung, so der Molekularbiologe: „Wir haben es dank einer innovativen Methode geschafft, das normalerweise nur in Fett lösbare CBD in wasserlöslicher Form anbieten zu können: CBDeus. Diese sind bei uns erhältlich als Spray, Mundgel und Serum in den Potenzen 2,5 und 5 Prozent.“ Da der menschliche Körper zu 50 bis 80 Prozent aus Wasser besteht, kann er wasserlösliches CBD um ein Vielfaches schneller und besser aufnehmen als beispielsweise fettlösliche Moleküle oder Vitamine.

Freigabe versus Einschränkung
Hanf ist aber, wie schon deutlich geworden ist, nicht unumstritten. Das wissen vor allem auch diejenigen, die mit diesem Produkt zu tun haben. Und das mag auch der Grund für klare Aussagen in Bezug auf das Thema Cannabis-Freigabe sein. Sofie Sagmeister dazu: „Wir als Magu sind gegen eine uneingeschränkte Freigabe. Diese hat, beispielsweise ist das in Kalifornien der Fall, den Effekt, dass Produkte mit sehr hohen THCWerten und kaum vorhandenem CBD-Gehalt die psychische Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten gefährden könnten. Dies birgt Risiken, die nicht vertretbar sind.“ Aufgrund dieser Erfahrung und sämtlicher wissenschaftlicher Expertisen wünscht sich Magu CBD folgendes: Alle Produkte mit einem Verhältnis von unter 1 : 10 (THC : CBD) können als Nahrungsergänzungsmittel eingestuft werden und sollten daher im freien Handel erhältlich sein. Dort, wo das Verhältnis zwischen THC und CBD zwischen 1 : 10 und 1 : 1 ist, wird eine kontrollierte Abgabe über Fachgeschäfte mit geschultem Personal im Umgang mit sensiblen Produkten empfohlen. Alle Produkte mit einem Verhältnis von über 1 : 1 (THC : CBD) sollten überhaupt rezept- und apothekenpflichtig sein, meinen die Vertreter von Magu CBD. Auch Günter Herneth spricht sich gegen eine generelle Freigabe von THC-Werten aus. Er meint: „Die THC-Grenzwerte finde ich richtig. Eine generelle Freigabe von THC-Werten lehne ich ab. Für die Medizin gehört auch das THC freigegeben. Da wird aber sehr viel Gegenwind von Interessensvertretungen kommen, die mit irgendwelchen teuren Tabletten viel Geld verdienen. Bei Hanf gibt es ja keine Patente, die Substanzen dieser Pflanze gehören uns allen.“

Hanf und Trafiken
Ob das stimmt, dass die Pflanze allen gehört, wenn es um den Verkauf geht, kommt nicht klar heraus. Allerdings heißt es von Magu CBD, dass sie sich auf neue Mitbewerber freuen, denn „an je mehr Standorten CBD oder Hanf verkauft wird, desto normaler wird es für die Gesellschaft. Das heißt, wir bewerben die Wunderpflanze Hanf gemeinsam und machen diese der breiten Masse zugänglich“, so Sagmeister. Die für sie wesentlichen Kriterien für einen Verkauf sind: regionale Produkte, nachhaltige Verpackung sowie die Testung der Produkte auf Cannabinoidgehalt, M Mikroorganismen und Ähnliches. Abschließend meint sie: „Wir setzen uns für Jugendschutz und die Einführung längst fälliger Qualitätsstandards ein. Wenn Preis- beziehungsweise Steuergestaltung in den Trafiken die Produktionskosten berücksichtigen, dann kann Hanf in kontrollierter Abgabe eine leistbare Alternative zum Suchtmittel THC-Cannabis darstellen. Der Schwarzmarkt könnte also eingedämmt werden.“ Da wird Günter Herneth schon wesentlich konkreter: „Warum die CBD-Blüte noch nicht in den Trafiken verkauft wird, kann ich nicht sagen, verstehe ich aber nicht. Die gehört in die Trafik wie die Butter aufs Brot.“

© Magu CBD GmbH
© Magu CBD GmbH
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