Tauziehen um Cannabis-Freigabe

Uruguay machte 2013 den Anfang, jetzt ist auch der US-Staat Kalifornien dabei: Cannabis wird in immer mehr Ländern legal. In Österreich startet die Diskussion, viele Trafikanten sehen eine Chance.

M-Day oder “Kiffer-Revolution”- so wurde in den USAb ezeichnet, was als Meilenstein in die Genussmittel-Geschichte der Welt eingehen könnte: Im mit 39 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten US-Staat Kalifornien wurde mit Jahresbeginn der legale Verkauf von Marihuana freigegeben. Damit schwappte erneut eine Diskussion nach Mitteleuropa über, die hierzulande in unregelmäßigen Abständen immer wieder ganz verschämt geführt wird: Wäre eine Freigabe von Cannabis auch bei uns zielführend und wünschenswert? Die Meinungen sind breit gefächert, aber eines scheint sich immer mehr herauszukristallisieren: Wenn eine Freigabe erfolgen sollte, dann nur mit kontrollierter Abgabe. Und eine solche sehen viele Experten vor allem im Vertrieb über die Tabaktrafiken gewährleistet.

Auch die Obfrau der Wohlfahrtseinrichtung der Tabaktrafikanten Österreichs (WE), Heidemarie Skrdla, ist überzeugt: “Wenn eine Freigabe von Cannabis angedacht wird, dann sind nur wir Trafikanten der richtige Vertriebsweg für dieses Produkt!” Das Thema Jugendschutz werde nämlich hier garantiert, langjährige Erfahrung und strenge Kontrollen stellten eine gesetzeskonforme Abgabe und Besteuerung der Produkte sicher.

Uruguay machte 2013 den Anfang

Als erster Staat der Welt hatte das südamerikanische Uruguay im Jahr 2013 den staatlich kontrollierten Verkauf von Marihuana legalisiert. Volljährige Privatpersonen, die die Staatsbürgerschaft Uruguays besitzen, dürfen seit dem pro Monat bis zu 40 Gramm des vielfach umstrittenen Genussmittels in der Apotheke kaufen oder bis zu sechs Cannabispflanzen pro Jahr daheim züchten. Minderjährige und kurioserweise auch Ausländer dürfen in dem südamerikanischen Vorreiterstaat Marihuana weder besitzen noch konsumieren.

In sieben US-Staaten erlaubt

Sehr unterschiedlich sind die Bestimmungen im Zusammenhang mit Marihuana in den USA: Kalifornien ist der siebente Staat, der – auf Basis einer im November 2016 durchgeführten Volksabstimmung, bei der sich 57 Prozent der Teilnehmer dafür ausgesprochen hatten – die Abgabe von Cannabis auch über medizinische Zwecke hinaus legalisiert hat. Auch in Washington, Oregon, Nevada, Colorado, Maine und Massachusetts darf unter Einhaltung bestimmter Regeln legal gekifft werden. In 40 weiteren Staaten ist der medizinische Gebrauch legalisiert und somit der Besitz nicht mehr von Vornherein kriminell, nur drei Bundesstaaten halten weiterhin am strikten Verbot von Marihuana fest: Idaho, South Dakota und Kansas.

Allerdings gibt es auch in den liberalen Staaten genaue Regeln, die beim Kauf und Konsum von Cannabis einzuhalten sind. In Kalifornien beispielsweise dürfen volljährige Personen ab 21 Jahren bis zu 28,5 Gramm an Marihuana und bis zu acht Gramm an Konzentraten bei sich tragen. Pro Bürger ist der Anbau von maximal sechs Pflanzen erlaubt, die jedoch nur in einer abgesperrten Zone eines Hausanbaus sprießen und von außen nicht sichtbar sein dürfen. Unternehmen ist auch ein großflächigere Anbau erlaubt. Nach den Bundesgesetzen bleibt die Erzeugung und der Konsum des Kiffer-Gewächses kurioserweise jedoch weiterhin illegal – Unternehmen dürfen Angestellte wegen Verstößen gegen firmeninterne Drogen-Regulierungen somit nach wie vor feuern. Klarheit herrscht hingegen bei den Regelungen für den Straßenverkehr; Autofahren darf man nur völlig nüchtern.

© Josef Prirschl, Bundesgremialobmann
© Josef Prirschl, Bundesgremialobmann

Bundesgremialobmann Josef Prirschl: „Wir Trafikanten beweisen immer wieder, dass wir mit sensiblen Genussmitteln verantwortungsvoll umgehen können. Zudem werden wir nicht nur durch die Behörden, sondern zusätzlich auch noch durch die Monopolgesellschaft kontrolliert!“

 

© Monopolverwaltung GmbH
Monopol-Geschäftsführer Hannes Hofer

Monopol-Geschäftsführer Hannes Hofer: „Das Thema ist für das Trafikwesen nicht nur wichtig, sondern auch dringend. Wir arbeiten in Abstimmung mit dem Bundesgremium mit Hochdruck an einer Lösung, es liegen auch bereits Anträge beim Bundesministerium für Finanzen vor!“

 

© Andreas Schiefer Wiener Gremialobmann
© Andreas Schiefer
Wiener Gremialobmann

Wiener Gremialobmann Andreas Schiefer: „Wichtig ist, dass es nicht zu einer für Österreich typischen Entscheidungsfindung kommt, die jahrelang dauert. Der Staat lässt sich bei zögerlichem Vorgehen ja auch viel Geld entgehen, legale Cannabisprodukte könnten hohe Steuereinahmen bringen!“